Den Schlaf heiligen
Versuchen Sie, die klare Stille der Nacht und die Schönheit des sternenbekränzten Himmels in sich aufzunehmen und ein bisschen davon mit ins Haus zu tragen. Schleichen Sie direkt nach dem Nachtspaziergang noch an das Bettchen Ihres schlafenden Kindes. Seien Sie dabei ganz zart und vorsichtig, um Ihr Kind nicht zu wecken und nehmen Sie gemütlich in einem stimmigen Abstand bei ihm Platz. Werden Sie innerlich ganz leise und betrachten Sie Ihr schlafendes Kind mit derselben Ruhe wie vorhin den Sternenhimmel. Schauen Sie, wie sich der kleine Brustkorb im Schlaf hebt und senkt. Freuen Sie sich an dem engelsgleichen Ausdruck in dem Gesichtchen, das ganz entspannt und friedlich ruht. Betrachten Sie das Antlitz wie ein kostbares Kunstwerk, der kleine Mund, das Näschen, die Augenwimpern, das zerzauste Haar. Alle Hektik Ihres kleinen Wirbelwindes, alle Sorgen des Alltags sind ganz fern. Nehmen Sie dieses Bild ihres schlafenden Kindes tief in Ihr Herz hinein. Vielleicht sprechen Sie zum Abschluss noch ein stilles Gebet für Ihren Schützling.
Übrigens gehen Sie am nächsten Morgen ganz von selbst anders in das Kinderzimmer. Sie erinnern sich an das Mysterium des Schlafes und nähern sich ihrem noch schlafenden Kind von allein in ehrfürchtiger Stimmung. Der Moment des Weckens, die Art und Weise wie wir ein Kind in die Morgenwelt hinein wecken und empfangen, spielt eine große Rolle. Schmücken Sie es aus wie einen feierlichen Moment. Vielleicht singen sie ein Morgenlied oder spielen Flöte im Flur vor dem Zimmer.
Viele Erzieherinnen, Lehrer und Schulärzte leben in würdigender und bewusster Verbindung mit den uns anvertrauten Kindern täglich mit dem folgenden Spruch von Rudolf Steiner:
In den reinen Strahlen des Lichtes
Erglänzt die Gottheit der Welt.
In der reinen Liebe zu allen Wesen
Erstrahlt die Göttlichkeit meiner Seele.
Ich werde ruhen in der Gottheit der Welt.
Ich werde mich selbst finden in der Gottheit der Welt.