Sternenwege
Machen Sie es sich zur lieben Gewohnheit am Ende eines langen Tages, wenn die Kinder im Bett sind, einen kleinen Nachtspaziergang zu machen. Falls Sie einen Hund als Haustier haben, sind Sie dies schon gewohnt, aber auch ohne Hund können Sie sich diese Gewohnheit anerziehen. Wenn es Ihnen zuerst zu schwierig erscheint, nehmen Sie sich zunächst ein oder zwei feste Abende pro Woche vor, an denen sie noch in die Stille der Nacht hinausgehen. Das Wetter spielt keine Rolle und sollte Sie nie vom Ihrem Nachtgang abhalten. Versuchen Sie, in der Ruhe der Dunkelheit innerlich von den Ereignissen und Sorgen des Tages frei zu werden. Atmen Sie tief ein und aus und schicken Sie ihren Atem weit hinaus, bis an den Horizont. Bis zu den Sternen oder zu der nächtlichen Wolkendecke.
Schauen Sie genau hin zu den Sternen oder den Wolken. Wenn Sie Sterne sehen können: Welche Sternenbilder kennen Sie? Wo vermuten Sie Sternbilder, ohne zu wissen, ob dort wirklich Sternenbilder sind? Kennen Sie Kindermärchen über die Himmelskörper und den Tierkreis? Fallen Ihnen besonders schön funkelnde Sterne auf? Haben Sie das Glück, eine dichte Wolkendecke über sich zu sehen, dann können Sie sich wie Goethe in der Vorhersage des Wetters üben. Johann Wolfgang von Goethe beschäftigte sich im Alter täglich mit den Klimaerscheinungen und den atmosphärischen Geschehnissen. Die Hinwendung zu Reif, Dunst, Nebel und anderen meteorologischen Erscheinungen half Goethe, Naturstimmungen in seinen Gedichten eindringlich zu beschreiben. Gehen Sie weiter der Frage nach, wie die Erde von oben aussieht und wie ihre Tageserlebnisse wohl von der ewigen weisheitsvollen Sternenwelt aus betrachtet werden. Vielleicht fällt Ihnen das eine oder andere Ereignis mit Ihrem Kind oder Jugendlichen ein, bei dem sie sich, aus der Himmelsperspektive betrachtet, zu sehr aufgeregt haben? Dann lassen Sie diese Empfindungen anwesend sein, seien Sie dabei friedlich mit sich selber und vergeben Sie sich, denn alles das gehört zum Leben dazu. Verabschieden Sie dann die missglückte Situation und nehmen Sie sich vor, am kommenden Tag friedlicher und bewusster zu sein, wenn Sie in ein ähnliches Geschehen kommen. Schauen Sie noch einmal bewusst zu den Sternen, zum Horizont, achten Sie wieder auf ihren nächtlichen Atem, den ruhigen gleichmäßigen Wechsel von Einatmen und Ausatmen. Und dann kommen Sie wieder mit Ihrer ganzen Aufmerksamkeit zu sich. Spüren Sie die Erde unter Ihren Füßen und gehen Sie heim.